29.06.2012
Anonyme Bewerbung – Kapitulation vor Intoleranz
Menschen mit Migrationshintergrund werden hierzulande bei der Jobsuche immer noch massiv diskriminiert. Bewerber mit „ausländisch“ – insbesondere osteuropäisch oder arabisch – klingenden Namen bekommen schneller eine Absage, als gleich gut qualifizierte Bewerber mit „deutschen“ Namen. Das ist Fakt! Von der derzeit guten Konjunkturlage konnten Bürger ohne deutschen Pass weniger profitieren als Deutsche. Ihre Arbeitslosenquote ist leicht gesunken, aber mit 16,9 Prozent immer noch doppelt so hoch wie die der übrigen Bevölkerung. Die Arbeitslosigkeit nimmt also bei den Deutschen schneller ab als bei den hier lebenden Ausländern. Ähnlich verhält es sich bei Migranten mit deutschem Pass. Als Allheilmittel gilt die seit einiger Zeit propagierte „anonymisierte“ Bewerbung. Abgesehen von der mangelnden Praxistauglichkeit für kleine und mittlere Unternehmen, ist die anonyme Bewerbung eine Kapitulation vor der immer noch weit verbreiteten Intoleranz in Wirtschaft und Gesellschaft.
Den häufig hochqualifizierten, meist hier geborenen und perfekt deutsch sprechenden Absolventen mit Migrationshintergrund in meinen Kursen empfehle ich eine andere Strategie. Werben Sie mit Ihrem „guten“ Namen“! Schreiben Sie statt „Lebenslauf“ einfach Ihren Namen in mindestens 14pt fett über denselben. Und erklären Sie im Vorstellungsgespräch, wie Sie auch gegen Widerstände Ihren Weg gemacht und sich durchgesetzt haben und welche Qualifikationen Sie gerade deshalb mitbringen. Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin, Zielstrebigkeit, Mut, Einfallsreichtum und Belastbarkeit sind nur einige, die ich hier nennen will. Zeigen Sie, dass Sie mit Biss am Ball geblieben sind. Treten Sie aus der Anonymität heraus und geben Sie mit Stolz Ihre bisherigen Erfolge und Siege zum Besten. (Das ist übrigens auch für Bewerber mit „deutschen“ Namen ein probates Mittel die Chancen zu erhöhen.) Und wer Sie dann nur aufgrund Ihres Namens nicht einlädt, der hat Sie nicht verdient und muss eben ohne Ihr Konw-how auskommen. Bei solch einem kleinkarierten Arbeitgeber wollen Sie doch gar nicht arbeiten, oder?